Trampen, Hitchhiking oder Autostopp: Die meist kostenlose, spontane Mitreise in einem Auto, LKW, Motorrad oder Bus, um an ein Reiseziel zu gelangen.

Aber eigentlich ist es viel mehr als das.

  • Trampen ist eine umweltfreundliche Möglichkeit zum Fortbewegen. Da die Autos (in denen oft nur eine Person sitzt) ohnehin unterwegs sind, braucht es kein weiteres Fahrzeug für deinen Transport und die Kapazitäten werden besser genutzt.
  • Durch den direkten Kontakt mit den lokalen Fahrer*innen, kommst Du an Informationen, die anderen Reisenden oft verborgen bleiben ( wunderschöne Ort, die nicht im Touriführer stehen, Informationen zur Kultur und Geschichte des Landes, günstige Restaurants mit lokaler Küche etc.)
  • nicht selten entstehen Gespräche und spannende Diskussionen mit den Fahrer*innen, weil sie die gleichen oder vielleicht ganz andere Überzeugungen, Vorstellungen oder Ideen als Du haben. Die Zeit im Auto ist also eine Möglichkeit andere Lebensrealitäten kennen zu lernen, Neues zu lernen, tiefgehende Gespräche zu führen, neue Ideen zu entwickeln…
  • Trampen ist ein Abenteuer! Wenn du längere Strecken trampst und ein paar Tage unterwegs bist, weißt du oft nicht, wo du die Nacht verbringen wirst, welchen Wetterbedingungen du ausgesetzt bist oder welche Menschen du kennenlernen wirst. Wenn du im Rucksack alles nötige dabei hast ( Schlafsack, Lebensmittel, Wasser etc. ) und dich auf das Abenteuer einlässt, dann ist Trampen die pure Freiheit!
  • Aber: Per Anhalter unterwegs zu sein birgt auch ein gewisses Risiko. Diebstahl, Vergewaltigung und Tötungsdelikte sind dabei nicht ausgeschlossen (aber das sind sie im täglichen Leben auch nicht).

Wir sind seit dem Start unserer Reise um die Welt eigentlich fast ausschließlich trampend unterwegs. Selbst die Meere stellen keine Barriere da – auch hier kannst du per Anhalter zu deinem Ziel kommen. (Dazu mehr auf unserem Beitrag zum Segelboottampen)

Jetzt würdest Du auch gerne los trampen? Hier ein paar Tipps

Wie funktioniert Hitchhiking ?

  • Du wählst dein Ziel (z.B. von Berlin nach Rom), stellst dich in die jeweilige Straßenrichtung an eine geeignete Stelle, an der die Autos gut anhalten können und wartest.
  • Wenn ein Auto angefahren kommt, halte deinen Daumen nach oben und versuche, dem/ der Fahrenden ins Gesicht zu schauen und zu lächeln.
  • Sobald ein Auto anhält, laufe hin und frage den/ die Fahrer*in wohin sie/er fährt.
  • Wenn Ihr das selbe Ziel (oder Zwischenziel) habt, verstaue dein Gepäck und los geht’s!
  • Trampen ist keine Busfahrt, wo du Platz nimmst und dich deinem Buch oder Telefon widmest. Sei freundlich und behandle dein Gegenüber mit Respekt! Menschen, die dich mitnehmen freuen sich über ein Gespräch, gegenseitiges Interesse oder einen kurzen Austausch.
  • Geduld steht beim Trampen an oberster Stelle. Manchmal bist du schneller am Ziel, als wenn du den Zug nehmen würdest, manchmal dauert es Stunden (oder Tage), bis Du mitgenommen wirst.
  • Versuche möglichst immer startklar zu sein, für den Fall, das ein Auto anhält.
  • Manchmal kann es ganz hilfreich sein, dein Ziel auf einen Pappkarton gut sichtbar aufzuschreiben und hoch zu halten. Wir persönlich sind nicht so ein großer Fan davon, weil manche Autofahrer*innen denken „Ach da steht München auf dem Schild. Ich fahre aber nur bis nach Leipzig, also halte ich nicht an“.
  • Auch kleine Distanzen sind beim Trampen hilfreich. Vor allem auf wenig befahrenen Landstraßen zählt jeder Kilometer- auch wenn das bedeutet, dass du mehrmals umsteigen musst.
  • Achtung! In manchen Ländern ist Trampen illegal. Informiere Dich erst über die rechtliche Situation bevor Du los startest!

Wo stelle ich mich am besten hin?

  • Auf ausgebauten Autobahnen oder Schnellstraßen versuche immer irgendwie an eine Tankstelle oder Raststätte zu kommen. Auf dem Seitenstreifen zu trampen ist nicht nur mega gefährlich, sondern du kannst dir damit auch Probleme mit der Polizei einhandeln. Manchmal bieten sich auch Autobahnauffahrten an, weil die Autos da noch nicht so schnell sind.
  • Auf Landstraßen stelle dich an eine Stelle, wo die Fahrer*innen dich schon aus einer gewissen Distanz als Tramper*in erkennen und wo sie gut anhalten können. Also nicht hinter Kuppen, Kurven, Schildern oder Büschen stehen!

Wie finde ich diese Stellen?

  • Im Internet auf hitchwiki.org findest du Tipps, wo sich Tankstellen oder gute Spots befinden und wie du am Besten aus einer Großstadt raus trampst.
  • Schau dir auf einer Karte an, wo es überall Autobahnkreuze, Abfahrten und Tankstellen gibt. Das Autobahnnetz in Deutschland zum Beispiel ist ziemlich dicht. Vor den wichtigsten Autobahnkreuzen gibt es aber meistens Raststätten, an denen du aussteigen kannst, falls du zum Beispiel nach Süden willst und dein*e Fahrer*in nach Osten abfahren will. Es könnte ziemlich nervig werden, wenn du unwillentlich deine Ausfahrt verpasst und dann nochmal zurück trampen musst.
  • Auf Landstraßen musst du selbst einschätzen, welche Stelle geeignet sein kann. Wenn du dir nicht sicher bist, frage die lokalen Anwohner*innen oder laufe ein Stück, um eine Stelle zu finden. Verkehrskreisel oder Haltebuchen sind gute Ausgangspunkte.

Was muss ich beachten?

  • Gepflegte Erscheinung: Saubere Klamotten und ein erträglicher Körpergeruch könnten deine Chancen erhöhen, dass du Mitgenommen wirst..
  • Sicherheit: Trampen ist oft eine Momentsache. Du musst schnell und intuitiv entscheiden, ob Du in ein Auto einsteigen willst oder nicht. Wenn Du ein ungutes Gefühl hast, lass das Auto weiterfahren!
    • An der Tankstelle ansprechen:. Wenn du die Möglichkeit hast, versuche, die Leute direkt anzusprechen und zu fragen, ob sie dich mitnehmen können. Zum Beispiel an Raststätten oder Tankstellen. In dem kurzen Gespräch „Hallo, fahren sie zufällig Richtung XY“ kannst du dir einen ersten Eindruck verschaffen. Außerdem sind Tankstellen Videoüberwacht.
    • Bescheid geben: Sag z.B. Freund*innen/Bekannten/Familie Bescheid, dass du von A nach B unterwegs bist.
    • Nummernschild aufschreiben: Vor Beginn der Fahrt kannst du das Nummernschild abfotografieren oder als Nachricht weiterleiten
    • Zu zweit oder in einer Gruppe trampen.
    • Autos mit mehreren erwachsenen männlichen Mitfahrenden meiden
    •  Bei Langstrecken: Wir trampen meistens nur bis kurz vor Sonnenuntergang. Wenn Du Langstrecken trampst, ist es sicherer, Nachts irgendwo zu schlafen und morgens weiter zu trampen. (siehe nächster Abschnitt)

Was mache ich, wenn ich vor Einbruch der Dunkelheit mein Ziel noch nicht erreicht habe?

  • Wenn Du ein genaues Ziel für den Abend hast (du weißt, dass du in der Stadt XY einen Schlafplatz hast, oder dass dich dort jemand erwartet) UND du ein gutes Gefühl dabei hast, mit der/ dem Fahrer/in durch die Dunkelheit zu fahren: kein Problem.
  • Ansonsten trampen wir immer nur bis kurz vor Sonnenuntergang, steigen an einer Stelle aus, die uns geeignet scheint, zelten dort und trampen am nächsten Morgen weiter.
  • Übernachtungsmöglichkeiten:
    • Tankstellen
    • in kleinen Dörfern kannst du nach dem/der Bürgermeister*in, der Polizeistation oder Feuerwache fragen, ob sie einen sicheren Platz zum Übernachten kennen.
    • Frag Privatpersonen, ob du auf ihrem Grundstück dein Zelt aufschlagen kannst. (Manchmal wirst Du vielleicht sogar ins Haus eingeladen, oder kannst in einer Scheune im Stroh schlafen)
    • Suche einen ruhigen, gemütlichen Platz in der Natur
    • Motel/ Hostel

Unser Schlafplatz in der Nähe der Landstraße

Was erwartet die/ der Fahrer*in von mir?

  • Geld sollte beim Trampen keine Rolle spielen. In manchen Ländern (z.B. Bolivien) wird aber manchmal erwartet, dass du dem/der Fahrenden einen kleinen Betrag zahlst.
  • Die meisten Fahrer*innen freuen sich über ein nettes Gespräch und gegenseitigen Respekt. Sich mit Kopfhören oder einem Buch auf den Beifahrersitz zu setzten und die Fahrenden als „Cheuffeur“ zu betrachten, ist beim Trampen eher nicht so angebracht.

Was sollte ich als allein trampende Frau beachten?

  • Wir kennen viele Frauen, die alleine durch die Welt trampen und wir selbst sind jeweils auch viel alleine unterwegs gewesen. Lass Dir also keine Angst einjagen!
  • Sexismus ist beim Trampen an der Tagesordnung. Es gibt Menschen, die fragen, wo denn unser Partner ist, warum wir alleine unterwegs sind und ob wir denn keine Angst hätten. Von manchen Fahren werden wir gierig beäugt oder mit einem Augenzwinkern zu sich nach Hause eingeladen (Motto: „Alleinreisende Frauen wollen sich doch bestimmt noch was kleines dazu verdienen“). Fragen und Anzüglichkeiten dieser Art werden in einer patriarchalen, unreflektierten, sexistischen Gesellschaft geboren und sind leider reale und ständige Begleiter auf unserer Reise. Wir müssen uns dieser traurigen (allerdings nicht unabwendbaren) Realität bewusst sein, dürfen uns aber nicht davon einschüchtern lassen oder sie gar als „normal“ hinnehmen! Antworte Bestimmt und Selbstbewusst auf diese Fragen und stelle sie in der gleichen Form deinem Gegenüber: „Warum bist DU alleine unterwegs? Wo ist Deine Partnerin?“ „Nein, ich komme sicher nicht mit Ihnen nach Hause und ich würde Sie jetzt bitten, anzuhalten und mich hier aussteigen zu lassen!“Manche würden sagen: Verzichte auf kurzen Hosen, enge Leggins oder ausgeschnittene T-shirts beim Trampen. Andere würden antworten: Lass dich von dieser sexistischen Gesellschaft nicht bevormunden! Sexismus in Form von Blicken, Kommentaren und Anzüglichkeiten beim Trampen kommt weder öfter noch seltener vor als in anderen Situationen des täglichen Lebens. Deswegen wollen wir das hier jetzt nicht in eine generelle Debatte über Sexismus ausweiten lassen. Beim Trampen gilt immer: Hör auf Deine Intuition! Wenn Du sich unwohl fühlst: steige aus! Wenn die Fragen unangenehm werden: Antworte bestimmt oder lenke die Konversation um. Und Du musst auch nicht immer die ganze Wahrheit sagen: Nicht jeder muss wissen, dass Du seit Monaten unterwegs bist, keinen Schlafplatz für die Nacht hast und dich heute Abend niemand erwartet. Manchmal können kleine „Notantworten“ unangenehme Situationen verhindern….
  • Fairerweise müssen wir an dieser Stelle aber auch dazusagen, dass wir bisher mit vielen wirklich großartigen, herzlichen, freundlichen und netten Männern unterwegs waren. Nicht jeder Mann ist eine potentielle Gefahr, Sexist oder ein Gewaltverbrecher! Im Gegenteil- von den meisten Fahrern werden wir respektvoll behandelt und sicher an unser Ziel gebracht!

Nützliche Links

Hitchwiki-eine Plattform zum Austausch von Informationen zum Thema Trampen. Hier findest du Tipps und Infos, wo Du zum Beispiel die besten Spots findest, um aus einer Großsstadt wie Berlin raus zu trampen u.v.m.

Wikitravel- Trampen– Infos zum Thema Trampen in verschiedenen Ländern und was Du dabei beachten solltest.(Gesetze, Gewohnheiten, etc.)

Wikihow- Hitchhike– generelle Tipps zum Trampen: Zum Thema Sicherheit, Schild basteln, geeignete Stellen finden etc.

Facebook: Hitchhiketribe– Netzwerk von Hitchhiker*innen, die untereinander Infos austauschen, gemeinsame Tramptrips planen etc.

Auf dem Blog warmroads.de von Stefan gibt es Tipps zum Trampen und ne Menge unterhaltsamer Storys von seiner Weltumtrampung

Und jetzt wünschen wir die ganz viel Spaß und eine wunderbare Zeit während deiner Trampabenteuer!

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