Gewaltfreie Kommunikation (GFK)
– die Sprache des Herzens
nach Marshall B. Rosenberg
Kennst Du das Gefühl, in einem Gespräch von deinem Gegenüber nicht gehört zu werden? Und hast Du manchmal den Eindruck, hinter einem Streit stecken ganz andere Bedürfnisse als das, worüber gerade eigentlich gestritten wird? Eskaliert der Streit mit Deinem Gegenüber manchmal so, dass ihr Beide verbittert aus der Situation rausgeht? Fällt es Dir schwer, Deine Bedürfnisse klar zu erkennen und der/ dem Anderen zu kommunizieren? Oder suchst du den Grund für Deine Unzufriedenheit erst einmal bei den Anderen ( Chef, Partner, Kinder, Freund*innen etc.), anstatt in Dich hinein zu fühlen?
So geht es ganz vielen Menschen.
Denn wir sind es gewöhnt, die Ursache unseres Glücks oder Unglücks in der Außenwelt zu suchen. Diese Tendenz äußert sich vor allem in der täglichen Kommunikation. Wir sind es gewohnt zu sagen: „DU lässt überall DEINE Socken rumliegen, wie ekelhaft“ (die Handlungen des Anderen bewerten) statt „ MIR ist Ordnung und Sauberkeit sehr wichtig, würdest Du bitte Deine Socken in den Wäschekorb legen?“ (Unsere Bedürfnisse ausdrücken und der anderen Person eine klare Handlungsaufforderung geben)
Kommunikation ist die Grundlage jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Sie kann Basis für ein harmonisches, einfühlsames Miteinader oder für Auseinandersetzung, Streits und Verletzungen sein.
Deshalb hat Marshall B. Rosenberg die „gewaltfreie Kommunikation (GFK)“ entworfen. Ein Kommunikationsmodell, das uns hilft alte Muster von Abwehr und Aggressivität in Mitgefühl und Empathie zu verwandeln und so zur Verbesserung der Qualität aller unserer Beziehungen beiträgt.
Oder kurz gesagt:
Die GFK hilft uns dabei,
Verantwortung für unsere Gefühle und unser Handeln zu übernehmen!
Vier-Schritte-Modell der Gewaltfreien Kommunikation
1. Beobachtung (Observation)
Was sehe ich? Mit Fakten die Situation beschrieben
2. Gefühl (Feeling)
Was fühle ich dabei?
3. Bedürfnis (Needs)
Was ist mir wichtig? Was brauche ich in dieser konkreten Situation?
4. Bitte (Request)
Was soll der/die Andere konkret tun?
Formulierungshilfe der vier Schritte
1) Wenn ich sehe dass______________
2) Fühle ich mich ______________
3) Weil mein Bedürfnis nach ________________ nicht erfüllt ist
4) Würdest Du bitte __________________?
Beispiel
Statt: „Du kommst jeden Abend super Spät nach Hause und hast überhaupt keine Zeit mehr für mich. Dann zieh doch direkt in eine andere Wohnung!“
GFK:
Beobachtung: Wenn ich sehe, dass Du die letzten zwei Wochen nach 22 Uhr nach Hause gekommen bist.
Gefühle: Fühle ich mich traurig und einsam.
Bedürfnis: Weil meine Bedürfnisse nach Geborgenheit und Nähe nicht erfüllt sind.
Bitte:Würdest Du bitte in der kommenden Woche direkt nach Deinem Feierabend nach Hause kommen?
Was ist Neu?
Beobachten statt Bewerten
- Statt über eine Situation direkt zu urteilen, sie zu bewerten und meine Sichtweise als die einzig Richtige darzustellen, beschreibe ich neutral was ich beobachte.
Gefühle statt Interpretationen/Gedanken
- Statt meinem Gegenüber zu sagen, was an ihr/ihm nicht stimmt oder sein/ihr Verhalten zu kritisieren, erst mal ausdrücken welche Gefühle die Situation in MIR auslöst.
Bedürfnis statt Strategie
- Ich mache mir klar, welche eigenen Bedürfnisse hinter meinen Gefühlen stehen, statt die Anderen für meine Gefühle verantwortlich zu machen.
Was sind Bedürfnisse?
Bedürfnisse des Körpers
- z.B. Nahrung, Wasser, Bewegung, Ruhe, Körperkontakt, Sexualleben, sichere Unterkunft, , Verbundenheit mit der Natur
Individuelle Bedürfnisse / Selbstausdruck / Ich
- z.B. Unabhängigkeit und Autonomie, Ehrlichkeit, Selbstwert, kreativ sein; so sein, wie ich wirklich bin, Allein Sein, wachsen und sich entwickeln, aktiv sein
Zwischenmenschliche Bedürfnisse / Zugehörigkeit / Wir
- z.B Verbindung, Anerkennung, Nähe, Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Austausch, Kooperation, Freundschaft, Gleichwertigkeit, Liebe, Geborgenheit, Respekt, Unterstützung, Vertrauen
Wie fühle ich mich wenn
… meine Bedürfnisse erfüllt sind?
- fröhlich, angeregt, erfreut, überrascht, zuversichtlich, berührt, verbunden, kreativ, optimistisch, inspiriert, kraftvoll, erleichtert, vertrauensvoll, bewegt, hoffnungsvollfasziniert, stolz, mutig, sorglos, erholt, satt, erlöst, glücklich, befreit, zufrieden, ruhig,voller Tatendrang, froh, lebendig, frei..meine Bedürfnisse nicht nicht erfüllt sind?
…meine Bedürfnisse nicht nicht erfüllt sind?
- einsam, unbehaglich, ungeduldig, hoffnungslos, enttäuscht, frustriert, bekümmert, unsicher, ärgerlich, angestrengt, hungrig, müde, irritiert, verwundert, ratlos, erschöpft, antriebslos
Rosenberg trennt zwischen Wolfs – und Giraffensprache
Um den Unterschied zwischen Kommunikationsmöglichkeiten zu veranschaulichen, nutzt Rosenberg das Bild des Wolfs und der Giraffe.
Die Wolfssprache ist ein Symbol für lebensentfremdete Kommunikation.
Diese Art von Kommunikation umfasst.
- Suche nach der Schuld des/der Anderen
- Äußerung von Kritik, Strafe, Drohung, Bewertung, Forderung, Manipulation, Analyse, Interpretation, Komplimente, Lob und Belohnung
- Komplimente, Lob und Belohnung sind auch gewalttätig weil darin ein Urteil über die andere Person steckt.Beispiel:
Beispiele:
- Hör auf damit!
- Tue das nicht!
- Du bist immer so unordentlich!
- Du kannst das nicht!
- Wegen Dir bin ich so schlecht gelaunt!
- Du hast ein Problem!
- Du spinnst doch!
Die Giraffensprache ist ein Symbol für lebendige Kommunikation und Sprache des Herzens und umfasst
- den liebevollen Umgang mit Anderen und uns selbst
- Empathie, aktives Zuhören
- Verantwortung für das eigene Tun übernehmen
- das Wissen, dass ich niemanden verändern kann
- bewusst in der Gegenwart leben
- Bedürfnisse kommunizieren: Ich fühle…weil ich….brauche
Ihr wollt mehr darüber erfahren?
Buch: „Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens“ von Marshall B. Rosenberg
PDF: Skript zum Basistraining GFK nach Marshall B. Rosenberg, Christian Rüther (www.gfk-training.com)
Webseiten:
- gewaltfrei.de
- gfk-training.com – hier findest Du deutschsprachige Trainer*innen und Material
- cnvc.org – das Center for Nonviolent Communication (CNVC) ist eine globale gemeinnützige Organisation, die von Marshall Rosenberg, Ph.D., gegründet wurde
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